Pressespiegel

Thüringer Allgemeine
26.11.2011

Auf den Spuren von Meister Eckhart
Am Schmalwassergrund im Thüringer Wald haben sowohl der Philosoph Eckhart als auch Luther Ruhe gesucht
Anger ErfurtDer in Erfurt lebende Autor malte das Tal bei Tambach-Dietharz bereits im Jahr 1980.

Von Jürgen Valdeig Tambach-Dietharz. Etwa sieben Kilometer südöstlich von Tambach-Dietharz liegt eine Landschaft mit fast alpinem Charakter, wie man sie kaum im Mittelgebirge erwartet. Der gesamte Schmalwassergrund ist geprägt von Felswänden, die eine wildromantische Kulisse bilden, besonders eindrucksvoll sichtbar noch vor dem Bau der heutigen Talsperre. An deren Ende lohnt sich ein Abstecher zur einzigartigen "Hochgebirgsklamm", dem Röllchen.
Gegenüber der freistehende Altenfels. Im 13. Jahrhundert stand hier die Burg Waldenfels, welche die Handelsstraße "communa strata", ein Abzweig der "magna strata", überwachte. Beide Handelswege führten über den Rennsteigpass nach Süddeutschland. Burgvogt von Burg Waldenfels war Ritter Eckhart von Hochheim. Nach neuesten Erkenntnissen erblickte hier dessen Sohn Eckhart um 1260 das Licht der Welt. Als Meister Eckhart galt er später als ein einflussreicher Theologe und Philosoph des Spätmittelalters.
Um 1275 trat er in den Dominikanerorden des Erfurter Predigerklosters ein. Bis zu seinem Tode 1328 in Avignon weilte er mit Unterbrechungen 28 Jahre im Predigerkloster als Novize, Bruder, Prior und schließlich als Vikar von Thüringen. Bereits 200 Jahre vor Luther sprach und predigte Meister Eckhart zu seinen Mitbrüdern in deutscher Sprache. Seine erhaltenen Predigten sind in Mittelhochdeutsch verfasst.
Interessant ist auch, dass sich der Reformator Martin Luther 1537, vom Schmalkalder Konvent kommend, in Tambach aufhielt und nach seinem Nierenleiden und der wundersamen Heilung schrieb: "Hier ist mir Gott erschienen".
Nur unweit von Meister Eckharts Geburtsstätte, 700 Meter talaufwärts, erhebt sich die 96 Meter hohe Felswand des Falkensteins, eines Porphyrfelsens.
Vulkangestein überdeckte rotgefärbte Sandsteine und Verwitterungsschutt und es entstand ein Porphyr, ein hartes rotbraunes Gestein. Durch Verwitterung entstanden am unteren Teil des Falkensteins zerklüftete Schluchten.
Auf der Zeichnung von 1980 ist noch das alte Gasthaus am Falkenstein zu sehen. In dieser Umgebung wuchs der junge Eckhart auf und man kann in der Einsamkeit seinen tiefreligiösen Glauben und Hang zum Mystischen nachvollziehen.

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