Pressespiegel

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23.03.2011

Stadtgeschichte in Bildern
Seit 40 Jahren malt Jürgen Valdeig Ansichten vom alten und neuen Erfurt / Am Sonntag wird er 60
Future meets History - Enkel BILDERSCHAU: Für die Jubiläums-Ausstellung in der Neuen Mühle wählte Jürgen Valdeig 100 Bilder aus. Sie sind Sonntag ab 11 Uhr zu sehen.
Foto: Jens König

Der Erfurter Heimatmaler Jürgen Valdeig feiert am Sonntag seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass eröffnet das Stadtmuseum in der Neuen Mühle eine Ausstellung mit rund 100 Arbeiten Valdeigs – vorrangig alte und neue Stadtansichten.

Von Angelika Haubner

Die Bilderschau bietet eine Zeitreise durch 1500 Jahre Erfurter Geschichte. Sie beginnt im Jahr 500 und zeigt den Domplatz als sumpfiges Gelände mit ein paar Holzhäusern. Der Sumpf sei archäologisch belegt, erläutert der Maler. Bei Ausgrabungen sei Schilfbewuchs nachgewiesen worden. Das Aussehen der Häuser rekonstruierte Valdeig nach historischen Quellen.

Allen seinen Bildern liegt ein umfangreiches Geschichtswissen zugrunde. „Das Studium von Literatur und Quellen reicht sich im Entstehungsprozess der Bilder mit künstlerischer Gestaltungsfreude die Hand“, sagte Stadtmuseumsdirektor Hardy Eidam zu dieser Ausstellung.

Der Erfurter Maler zieht Stadtchroniken, Dokumente zur Historie einzelner Gebäude wie auch Museologen, Architekten und Handwerker zu Rate. Für ein Bild der Alten Synagoge überlegte er lange über die Form der Dachziegel. Erst ein versierter Dachdecker konnte ihm Auskunft über passende mittelalterliche Formen geben.

Das Interesse für Stadtgeschichte wurde Jürgen Valdeig sozusagen in die Wiege gelegt. Er wuchs am Domplatz auf, die Altstadt war sein Spielplatz. „Wir sind auf dem Petersberg rumgetollt, durften im Dom hinauf zur Gloriosa“, erinnert er sich. Viele altehrwürdige Erfurter Gebäude sind mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. In der Augustinerkirche lauschte Valdeig als Kind dem Weihnachtsoratorium, im Predigerkeller machte er als junger Mann Musik, im heutigen Naturkundemuseum absolvierte er seine Lehrausbildung zum Elektromechaniker.

Die zweite große Neigung galt dem Malen. Schon als Kind hat der Erfurter viel gezeichnet. Damals reizten ihn aber weniger die alten, sondern mehr die modernen Städte. Seine Traummetropole war New York. Eine Reise dorthin war freilich nicht möglich. So lieferten Ansichtskarten die Motive. Später wurde Erfurt zu seinem wichtigsten Motiv. Auch in den 20 Jahren, als Valdeig als Elektromechaniker arbeitete, hat er nebenbei immer gemalt.

Seine Bilder waren gefragt. „Ich hatte viele Aufträge. Zeitweise habe ich wie am Fließband gemalt. Den Dom konnte ich auswendig“, erzählt der Erfurter. Mit einer Sondergenehmigung des Rates des Bezirkes durfte der Maler seine Bilder nebenberuflich verkaufen. 1987 kam dann die ersehnte Freiberuflichkeit.
Mit der Wende eröffneten sich neue Möglichkeiten. Erstmals konnte der Künstler eigene Arbeiten auch drucken lassen. 1991 erschien der erste Kalender mit Erfurtmotiven. Seitdem folge jährlich ein neuer. Derzeit ist der Kalender für 2013 im Entstehen.

Mit der Öffnung der Grenze konnte sich der Erfurter auch seinen großen Traum erfüllen: Er reiste nach Amerika. Kontakte in das ferne Land bestanden bereits 1982. Amerikaner, die in Erfurt Luthers Spuren suchten, kauften von ihm Bilder. Einige Zeit später folgte eine Einladung aus den USA. Der Maler durfte nicht reisen, aber immerhin einige seiner Bilder. 1992 gab es dann eine große Ausstellung und Valdeigs ersten Besuch. Viermal war er inzwischen in Amerika und konnte endlich die Sehnsuchtslandschaft seiner Kindheit besuchen, den Grand Canyon. „Als Kind habe ich mir in der Bibliothek alle Abbildungen angeschaut. Sie waren immer nur schwarz-weiß“, schildert der Maler.

Natürlich hat er den Grand Canyon auch gemalt. Diese Bilder sind neben den zahlreichen Erfurt-Ansichten ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

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