Pressespiegel

TA, TLZ, OTZ
07.12.2010

Viele kleine Läden

Über‘ner Spielzeughandlung und am Domplatz zuhaus

Meine Erinnerung an die Adventszeit in Erfurt im Jahr 1956:

Die Adventszeit bedeutet für uns Vorfreude auf das Weihnachtsfest, Einkaufsstress, aber auch Besinnung und Erinnerungen an die Kindheit. Gern erinnere ich mich zurück an die Vorweihnachtszeit in den fünfziger Jahren, als das Altstadtviertel zwischen Marktstraße, Domplatz und Lange Brücke von vielen kleinen, gemütlichen Läden geprägt war. Anfang der 60er Jahre verschwanden diese leider aus dem Stadtbild.
Die Ostseite des Domplatzes war damals von einem geschäftigen Leben erfüllt. Da befand sich in unserem Wohnhaus Nr. 14 die Spielzeughandlung Gleitz mit einem umfangreichen Spielwarenangebot. Daneben der bekannte „Schnapsweise“, der auch Seilerwaren in seinem Angebot führte. Es folgte die große „Drogerie Büchner“. In dem Fachwerkhaus, neben der nun wieder durchgängigen Mettengasse, befand sich die „Papierhandlung Birkemeyer“. Hier erstand ich meinen ersten „Struwwelpeter“. Rechter Hand der Mettengasse waren ein Pelzgeschäft und ein Friseur, von dessen Handwerk ich allerdings nicht so begeistert war. Ein paar Häuser weiter gab es noch die beliebte „Eisdiele Kirchner“.

Arche

Kurios waren die zwei gegenüberliegenden Fischgeschäfte in der Kettenstraße. An der herrlichen Fregatte im Schaufenster der „Fischhandlung Peters“ kam ich nie vorüber, ohne stehenzubleiben. Aus der Gastwirtschaft „Zur Kette“ kamen ständig Rauchschwaden und lautes Stimmgewirr. Für unsere Enkel ist es heute unvorstellbar, dass man früher Milch in einer Kanne kaufte. Mit einer Blechkanne lief ich täglich in die Milchhandlung Paulstraße/Ecke Nonnengasse. Gegenüber die „Bäckerei Heym“ mit ihren nicht zu vergessenden Köstlichkeiten.
Geschäftiges Treiben von Handel und Wandel gab es auch auf der Langen Brücke. Ein ständiger Anziehungspunkt für uns Kinder war natürlich „Radio Kästner“ mit seinen Modelleisenbahnauslagen. Der Weg zum Mücke-Stiftskindergarten führte durch die idyllische Stiftsgasse. An der Stelle des heutigen Bistumarchives befand sich die Gärtnerei Reiter und auf dem Heimweg strahlte in der Abendsonne das Marienbild am Westgiebel des Domlanghauses.
Der damalige Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis, obwohl das Angebot sehr bescheiden gewesen ist. Die Lebensmittelmarken wurden ja erst 1958 abgeschafft. Man konnte sich aber noch über Kleinigkeiten erfreuen, die heute vielen als selbstverständlich erscheinen.
Jürgen Valdeig

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